Black lives matter: Interview mit dem BLM-Aktivisten Jiréh Emanuel aus Bayern

Am 25. Mai 2020 wurde der Afroamerikaner George Floyd in Minneapolis im US-amerikanischen Bundesstaat Minnesota von einem Polizeibeamten getötet. Er hatte ihm in aller Öffentlichkeit vor den Augen protestierender PassantInnen mehrere Minuten lang mit dem Knie die Luft abgedrückt. Ein millionenfach geteiltes Video, das die Szene zeigte, ging um die Welt. Der Haupttäter, ein US-Amerikaner, wurde zwischenzeitlich zu 22,5 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Das Flehen von George Floyd, er könne nicht atmen („I can‘t breathe“), wurde wenige Zeit später zum Slogan weltweit stattfindender Demonstrationen gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt. Auch in Bayern gingen tausende Menschen auf die Straße und protestierten gegen strukturellen Rassismus. In Nürnberg kamen einige Tage nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd fünftausend überwiegend junge Menschen zusammen.1

Viele hielten Schilder hoch, die auf Polizeigewalt gegen Schwarze auch in Deutschland hinwiesen.2 Die größte bayerische Kundgebung fand in München statt. Dort versammelten sich Anfang Juni 2020 etwa 25.000 Menschen zum Protest.3 Einer von ihnen war Jiréh Emanuel. Er ist Aktivist und Musiker aus München. Mit seiner politischen und künstlerischen Arbeit unterstützt er verschiedene zivilgesellschaftliche Bündnisse der regionalen und überregionalen Black Community. Darunter Black Lives Matter Munich, die Afro Jugend München, der Arbeitskreis Panafrikanismus München e.V., die NOIRSOCIETY und die Initiative N-Wort Stoppen. Wir haben ihm im September 2021 Fragen per E-Mail geschickt, die er wie folgt beantwortet hat:

WORAN ARBEITEST DU GERADE?

Jiréh Emanuel: An der „N-Wort Stoppen MUC 2021“-Kampagne, die die Ächtung des N-Wortes im öffentlichen Raum zum Ziel hat und am nachhaltigen Aufbau der Afrojugend München.

WORUM GEHT ES BEI BLM?

J.E.: Es geht um Awareness [Bewusstsein, A.d.V.], die Aufarbeitung und den Abbau von rassistischer Polizeigewalt gegenüber Schwarzen Menschen weltweit.

WIE WÜRDEST DU DIE ZIELE VON BLM ZUSAMMENFASSEN?

J.E.: Es geht zum einen um Aufklärung zu den Themen antischwarzer Rassismus und rassistische Polizeigewalt, aber auch um Mobilisierung und Empowerment der Schwarzen Communities. Wichtig ist es zudem, den institutionellen und strukturellen Rassismus zu erkennen und abzubauen.

WAS SIND KONKRETE POLITISCHE FORDERUNGEN?

J.E.: Ziel ist das Ende rassistischer Unterdrückung. Eine Studie zum Thema Rassismus innerhalb der Polizei soll endlich umgesetzt werden. Ebenso wichtig ist die Unterstützung der Schwarzen Community und langfristige antirassistische Bildung für alle! Weitere Infos findet man in unserem Forderungskatalog.

WELCHE ERFOLGE KONNTE BLM IN DEUTSCHLAND BISHER ERREICHEN?

J.E.: Wir konnten den öffentlichen Diskurs zu Rassismus ankurbeln.

WAS KÖNNEN ANDERE TUN, UM RASSISMUS ENTGEGENZUWIRKEN?

J.E.: Jeder kann sich mit Betroffenen austauschen und sich zum Thema Rassismus weiterbilden.

WAS STÖRT DICH AN MÜNCHEN/DEUTSCHLAND?

J.E.: Der subtile Alltagsrassismus und die vorhandenen Vorurteile.

WAS MACHT DICH ZUVERSICHTLICH?

J.E.: Die „N-Wort Stoppen MUC 2021“- Kampagne.

WAS MÜSSTE SICH TUN, UM RASSISMUS IN DEUTSCHLAND NACHHALTIG ZU BEKÄMPFEN?

J.E.: Antirassistische Bildung in der Kinder-, Jugend und Erwachsenenbildung muss forciert werden. Antirassismus muss fester Bestandteil in der Ausbildung von Beamten sowie von Fach- und Führungskräften werden.

Internetseiten:

https://noirsociety.de/

Initiative N-Wort Stoppen München 2021:
https://change.org/NWortStoppen-MUC